Inspirierend: So optimieren diese acht Einzelhändler bereits jetzt ihr Filialnetz
Die Coronakrise beseitigt mit einem Schlag bestehende Sicherheiten. Notgedrungen nehmen viele Einzelhändler ihr Filialnetz jetzt kritisch unter die Lupe. Wie viele Filialen braucht man noch? Wo bestehen noch Zukunftsperspektiven? Und wie schaffen wir wieder ein Gleichgewicht zwischen offline und online? Diese acht Einzelhändler haben bereits konkrete Schritte hin zur Optimierung ihres Filialnetzes unternommen.
H&M
Der schwedische Modekonzern modernisiert seinen Filialbestand im Eiltempo. Gleichzeitig legt H&M bei der definitiven Schließung von physischen Verkaufspunkten „einen Zahn zu“. Weltweit werden rund 170 Standorte geschlossen. Kunden kaufen aufgrund der Krise noch häufiger online ein. Die Ladengeschäfte werden daher stärker mit dem Onlinekanal verknüpft. Sie bekommen eine Rolle als Minilager für den Onlineshop und verwandeln sich in einen „Modehub“ für die Zustellung und Rückgabe von Paketen. H&M-Filialen werden auch zunehmend mehr als Ort der Inspiration dienen.
ING Bank
Banken sind bereits länger mit der Umstrukturierung des Filialnetzes beschäftigt. Die Coronakrise hat den digitalen Wandel weiter beschleunigt. Die 2 bis 3 Kunden, die einige Filialen derzeit pro Stunde besuchen, sind zu wenig, um diese Standorte geöffnet zu halten.
In den Niederlanden wird ein Viertel der 172 Filialen geschlossen, insbesondere die Zahl der Niederlassungen in Städten sinkt erheblich. Die Dienstleistung der entsprechenden Filialen wird in neue Servicepunkte verlagert. Die ING-Kunden können in jedem Fall noch „mit dem Auto in einer Fahrtzeit von 10 bis 15 Minuten“ eine Filiale erreichen. In Belgien wurde im Herbst 2019 angekündigt, dass erneut 22 Filialen geschlossen werden.
Marks & Spencer
Die Warenhauskette Marks & Spencer prüft die Möglichkeit, 20 ihrer größten Geschäfte drastisch zu verkleinern. Die oberen Etagen der entsprechenden Filialen werden in Wohn- und Büroräume umgewandelt. Es soll sich vor allem um „städtische Filialen in teuren Einkaufsstraßen“ handeln. Unter anderem wird der Flagshipstore in London erwähnt, ein Ladengeschäft mit sage und schreibe 7 Geschossen (15.000 m² Verkaufsfläche).
Im Rahmen des tiefgreifenden Umstrukturierungsprogramms hat Marks & Spencer bereits einige Filialen geschlossen. An andere Orten werden zwar neue Filialen eröffnet, diese sind jedoch beträchtlich kleiner.
New York Pizza
Laut Prognosen verdoppelt sich der Umsatz im Liefergeschäft in den kommenden fünf Jahren. New York Pizza möchte gerne mit dem Markt wachsen.
Die niederländische Fast-Food-Kette entwickelte sich in den letzten Jahren bereits in raschem Tempo. Von 140 Filialen 2017 auf 200 Filialen Anfang 2019. Auch 2020 kommen etwa 20 Niederlassungen hinzu. Die Expansion erfolgt an Orten, wo New York Pizza noch nicht geliefert hatte, aber gerade auch in den Großstädten, wo Platz für 3 bis 4 Filialen sein soll.
Action
Mit oder ohne Corona – Action wächst weiterhin stark. Der Investor 3i möchten die Zahl der Niederlassungen in den nächsten Jahren vervierfachen, von derzeit 1576 auf etwa 6000 Filialen. Neue Filialeröffnungen sind insbesondere in Ländern wie Deutschland, Frankreich und Polen geplant.
In den Beneluxstaaten geht es um etwa 20 bis 30 neue Filialen pro Jahr und dort liegt der Schwerpunkt eher auf Umbau und Erneuerung.
Domino’s Pizza
Die Lieferung nach Hause ist beliebter als je zuvor – das merkt auch Domino’s Pizza. „Von allen Bestellungen werden über 55 % online aufgegeben und der Anteil wird täglich größer.“ Inzwischen hat die Kette 400 Filialen in den Beneluxstaaten, 300 in den Niederlanden und 100 in Belgien.
Noch dieses Jahr soll die 50. französischsprachige Filiale eröffnet werden und in den kommenden Jahren wird sich dieser Wert noch mehr als verdoppeln. Damit wird Domino’s die größte und am schnellsten wachsende Fast-Food-Kette Belgiens sein.
Geox
Geox beschleunigt die Umstrukturierung des Verkaufspunktenetzes. Das Unternehmen schließt Verkaufspunkte, die „von nachgeordneter Bedeutung“ sind. Die italienische Marke möchte in den kommenden Jahren etwa 100 verlustbringende Brandstores schließen. Neben den unprofitablen Brandstores verschwinden bei Geox auch Verkaufspunkte im Großhandelsbereich. Dies ist auf das veränderte Kaufverhalten zurückzuführen. Geox ist darüber hinaus bei der Auswahl bestimmter Partner und Länder selektiver geworden.
Amac
Auch während der Coronakrise steigt die Nachfrage nach Apple-Produkten weiterhin. Wegen vielfacher Nutzung des Homeoffice haben Menschen mehr Geld übrig, so die Argumentation des Apple-Retailers Amac. Vor allem Computer und iPads sind hochbeliebt. Der Online-Umsatz war in einigen Wochen sogar 3 bis 4 Mal so hoch wie üblich. Aufgrund der Übernahme dreier Filialen des Branchenkollegen Ivizi in Limburg belief sich die Zahl der Filialen im ersten Quartal 2020 auf 50.